Fakten und Hintergründe
Beim Russ handelt es sich – ebenso wie beim Radler – um ein Biermischgetränk, das nach einer Änderung des Biersteuergesetzes seit dem 1.1.1993 als fertiges Erzeugnis hergestellt werden darf. Der “Russ” ist ein urbayerisches Getränk, das aus 50% Weiß- oder Weizenbier und 50% klarer Zitronenlimonade hergestellt wird. Für die Herkunft der Bezeichnung “Russ´n-Maß” liegen drei unterschiedliche Erklärungen vor.
Die erste besagt, dass während der Inflationsjahre 1919 bis 1923 aufgrund des herrschenden Rohstoffmangels versucht wurde, schwächere Biere einzubrauen. Dies gelang bei obergärigen Bieren wesentlich besser, weshalb man vornehmlich Weißbier braute. Dieses Weißbier wurde dann zum Zwecke der Streckung im Ausschank mit Zitronenlimonade gemischt. Weil dieses Getränk süßer war, wurde es gern von russischen Arbeitern und Landarbeitern getrunken, weshalb man ihm den Namen “Russ´n-Maß” gab.
Die zweite vorliegende Erklärung besagt, daß dieses Mischgetränk ursprünglich “Riesen-Maß” geheißen haben soll, und zwar deshalb, weil Weißbier bei Mischung mit Zitronenlimonade durch die darin enthaltenen Essenzen stark aufschäumte und deshalb “riesig” aussah. Dieses Wort “Riesen-Maß” soll dann später in der Zeit des Nationalsozialismus verballhornt worden sein zum Wort “Russ´n-Maß”.
Die gebräuchlichste und auch in der Literatur am häufigsten anzutreffende Erklärung hingegen besagt, dass die “Russ´n-Maß”, auch der “Russ´n” genannt, ein Kind der Revolution von 1918 ist. Demzufolge soll sie erstmals zusammengemischt worden sein im Münchner Mathäser-Keller, wo sich nach dem Ersten Weltkrieg die kommunistischen Anhänger einer Räterepublik trafen. Ob ihnen nun das Weizenbier ausging, so dass sie sich gezwungen sahen, es mit klarer Zitronenlimonade zu strecken, oder ob ihnen die Mischung von Weizenbier und klarer Zitronenlimonade zu jeweils gleichen Teilen verordnet worden war, damit sie nicht durch zu hohen Alkoholkonsum schnell müde wurden, – beide Erklärungen sind in der Literatur zu finden – in jedem Fall erlangte dieses neu geschaffene Mischgetränk schnell große Beliebtheit.
Im Münchner Volksmund wurden diese kommunistischen Anhänger der Räterepublik als “Russ´n” bezeichnet. Dieser Begriff setzte sich in der Folgezeit dann auch recht schnell für deren Lieblingsgetränk durch, die Russ´n Maß, die sich bis heute vor allem in den heißen Sommermonaten aufgrund ihrer Süffigkeit und des geringen Alkoholgehaltes in Bayern großer Beliebtheit erfreut.